Eine Sammlung heiter besinnlicher Anekdoten

Erstmals in einer westlichen Sprache. So, wie sie sich seit Jahrhunderten in den Teeräumen Japans und mittlerweile auch international zwischen Lehrer und Schüler ereignen.

Bonus-Erzählung »Ungekonnter Tee«

Auch zu Rikyu’s Zeit wurde schon viel gereist, um zu öffentlichen oder privaten Anlässen Teezeremonien zu bereiten. Und immer mit einem Schüler als „rechter Hand“. Auf einer dieser Reisen kam der Teemeister Rikyu an dem Gehöft eines ehemaligen Schülers vorbei, welchen er bei der Arbeit antraf. Hoch erfreut über dessen unerwarteten Besuch wollte dieser ihn natürlich nicht ohne Tee weiterreisen lassen.
Nach geraumer Zeit hatte er alles vorbereitet und bat seinen Sensei in den Teeraum. Mit bescheidenen Mitteln bereitete er ihm den Tee, wie er es gelernt hatte. Hingebungsvoll, doch nervös, mit zittrigen Händen. So fiel ihm einmal der Teebesen um oder die Dose stand verkehrt, auch waren die Bewegungen holperig. Doch Rikyu genoss den Tee und lobte seine Art. Der mitreisenden Schüler konnte sich jedoch kaum vor Lachen halten.

Kaum waren sie wieder gegangen, sprach er seinen Meister darauf an, denn solch eine schlechte Teezeremonie-Zubereitung habe er noch nicht erlebt. Woraufhin Rikyu stehen blieb und nachsichtig erwiderte:
»Die Form mag noch Übung benötigen, doch die Ernsthaftigkeit und vollkommene Hingabe an das Tun ist vorzüglich gewesen. Ungeachtet der Missgeschicke hat er nicht versucht, diese zu kaschieren oder zu verbessern, sondern ist ganz beim Teemachen geblieben und vermied erfreulicherweise ein perfekt erbauliches, aber hohles Teeritual. Gerade dieses, den aktuellen Stand seines Könnens akzeptierend, statt kunstvoll ein albernes Ritual zu zelebrieren, ist ein guter Handlungsansatz und eine wundervolle Grundlage für ein menschliches Miteinander. So bewegt sich jeder innerlich auf dem Pfad der Achtsamkeit, selbst wenn es äußerlich nicht so recht gelingen mag.
Obwohl ich weit bekannt bin, hat er sich dennoch nicht als Schüler eines berühmten Sensei ausgegeben, sondern uns schlicht und ehrlich seinen Tee gemacht. So wie er es heute vermochte. Auch wäre es unangemessen gewesen, mir den Tee in einer einfachen Behausung mit edlen Chadogu zuzubereiten.«

Betroffen schwieg der Schüler und wurde fortan ein intensiv übender Unsui und sprach, gewiss ob der eigenen Torheit schmunzelnd, Jahrzehnte später seinerseits als Sensei hierüber.

Tee-Geschichten Buch Cover

Das Tee-Geschichten Buch Alte und neue Erzählungen
aus dem Teeraum

Eine Sammlung heiter besinnlicher Anekdoten, erstmals in einer westlichen Sprache … So, wie sie sich seit Jahrhunderten in den Teeräumen Japans und mittlerweile auch international zwischen Lehrer und Schüler ereignen.

Das Buch ist erhältlich in der Teeweg-Schule, im Buchhandel und im ITCHOO Onlineshop.